Ein Bild, eine Geschichte, eine Erzählung, die bis heute viel Anlass zu Diskussionen bietet und die eine Reihe von Rückschlüssen auf die Arbeitssituation der Renaissance-Künstler und deren Verhältnis zu Ihren Auftraggebern zulässt. Letztere waren seinerzeit zunächst recht unzufrieden mit der Leistung der beauftragten Künstler (Leonardo und die Brüder de Predis) in der heute im Louvre ausgestellten Version, so dass eine zweite Version (die Londoner Fassung) erstellt wurde, die dem religiösen Weltbild der "Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis" eher entgegen kam.
Inhaltlich soll die Szene eine Situation auf der "Flucht nach Ägypten" darstellen, zu der Maria und das Jesuskind gezwungen waren, da Herodes bekanntlich alle Neugeborenen töten lassen wollte. Unterwegs trafen sich die beiden mit dem Erzengel Uriel, der wiederum den Job als Schutzengel für den kleinen Johannes (der Täufer) übernommen hatte, in einer Höhle bzw. Grotte nach apokryphen Quellen. Insgesamt ist die Nachrichtenlage zur Flucht nach Ägypten in der gesamten Fachliteratur - sowohl religionswissenschaftlich als auch kunsthistorisch - äußerst dürftig und zum Teil widersprüchlich. (Elisabeth, die Mutter von Johannes und Schwester von Joseph fehlt zum Beispiel)
Die Frage, die sich allerdings aufdrängt, ist:
Wer in dem Bild der ersten Version - der Louvre-Fassung - stellt eigentlich wen dar? Und was waren die Gründe für die Neuerstellung des Gemäldes - angeblich unter Beteiligung von Leonardo da Vinci.